– Lebhafte Dinge – eine performative Betrachtung dinglicher Relationen

Performance Ashley-Louise McNaughton, Foto Marcel Sparmann

Nach Prof. Dr. Dorothee Kimmich ist der moderne Mensch nicht nur angehalten das Eigene ins Verhältnis zum Fremden zu setzen, sondern sein Umgang mit Gegenständen steht auch exemplarisch für den Umgang mit dem Fremden selbst. Somit können nicht nur Menschen, sondern auch Objekte und Materialitäten selbst fremd und emigriert sein und nach einer erhöhten ästhetischen Aufmerksamkeit und Vermittlung verlangen.

Performance Ashley-Louise McNaughton, Enok Ripley, Foto Marcel Sparmann

Aufgrund der Annahme einer gleichberechtigten Komplizenschaft mit (agierenden) Dingen, erscheint es mir notwendig das kommunikative Verhältnis zum eigenen fragenden Körper, zum bezeugenden Körper und zum antwortenden Objektkörper fortwährend zu erweitern und zu verfeinern. „Gegenstände sind der äußerste von der Haut weg gehobene Teil der Personen.“ (H. Müller)

Dinge reagieren nicht nur widerständig auf Äußeres, sondern besitzen selbs eine aktive, vitale und positive Macht und agency. Dinge haben also die Fähigkeit, Sachen passieren zu lassen, Effekte zu produzieren, zu handeln, lebendig zu werden, denn nach Jane Bennett, sind sie lebendige Einheiten.

Vielleicht können auf diese Weise fremde Gegenstände eine besondere Form von Vertrautheit mit dem Fremden vermitteln und zu einer spezifischen Sensibilität im Umgang mit ‚Unheimlichkeit‘, als Grundlage von Koexistenz und Begegnung führen. Und somit im Folgenden, zu einer wachen Annäherung an das gesellschaftlichen Bild des „Marginalisierten, Schwachen und Ohnmächtigen“ (D.Kimmich).

Ränder beinhalten was uns im aktuellen Moment nicht auffällt, können zum Zentrum werden und damit bewusste oder vor-bewusste Inhalte ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Dies sorgt für die Umorganisation des Erfahrungsfeldes was neue Erfahrungen möglich macht. Das Fremde ist dem Phänomen der Aufmerksamkeit inhärent. Somit tritt es aus der Aufmerksamkeit und wird zum Ereignis ohne das ich es gewollt hätte. Verschiebung vom Auffallen und Aufmerken. Was uns auffällt kommt stets zu früh, was uns aufmerkt stets zu spät. Also sind wir dadurch gleichzeitig zu früh und zu spät im Raum und Erleben. Zwischen Auffallen und bewussten Aufmerken gibt es einen Riss. (siehe Gerald Siegmund)

Der Wille wurde lebendig,

wurde endlich ein Ding mit Größe und Gewicht.

Der Wille wuchs,

der Wille sich zu ändern fasste Form und Körpermasse.

Physik erfüllte sich.

Und dann, Überlagerungen.

Ein schönes Geschepper und der Wille riss sich nicht länger zusammen.

Alles nur um den Willen einen Namen zu geben.

Aus dem Augenwinkel.

In der Kunst ist in den letzten Jahren eine lebhafte Debatte über (teil-)autonome Objekte und die Verschränkungen von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren entbrannt. Welche Anliegen sind mit der Inszenierung einer gewissen Autonomie der Dinge verknüpft? Wie kann eine Emanzipation der Objekte im Kontext einer digitalisierten Gesellschaft verstanden werden, in der Wertschöpfung eher mit Entdinglichung als mit Verdinglichung zu tun hat?

Ein Versuch:

Die performative Handlungsanweisung eines Objektes an mich:

move freely

walk and gaze

move

dont move too much

identify with

shift position

sit in

the one you are perciving with

meaning making

in terms of empaphy

relation

speculation

frame these agencies

act on every other

turn

acted by them

only excistes in

and as

the actions

or rather participate

seduce

relate

Fotos Fenia Kotsopoulou

Wir geben den Dingen ihre Namen. Rufen wir die Sache bei dem falschen Namen, fliegt uns alles um die Ohren. Oder bleibt still und schwindet, wird durchlässig.

Das Ungesagte findet trotzdem statt.

Indem Du mich um nichts batest, batest Du zu viel. Von mir forderst du Mensch zu sein, von dir forderst du da zu sein.

Atmosphären sind wesentlich daran beteiligt Räume hervorzubringen. Gernot Böhme lässt Gegenstände aus ihrer Form, Farbe, Abgeschlossenheit heraustreten, er behauptet das gerade durch die Farben, Formen der Gegenstand nicht nur definiert wird, sondern sein Gegenüber, die mit Umgehen, ihn betrachten, auf je spezifische Weise berührt. Die Dinge bleiben nicht bei sich, sie treten aus ihren Grenzen heraus, in den Raum hinein wo sie mit anderen Dingen und Menschen interagieren. Daher Ekstase der Dinge.

Diese Form von gedanklichem Überbau braucht ein poetisches zu Hause,

eine Form von Seele die auch ohne ein konkretes Subjekt funktioniert,

eine Form von Seele die sich losgelöst von einer individuellen Intimität

integriert und ausagieren kann.

Eine Form von Intimität die sich zwischen

den einzelnen Verzerrungen der Objekte beheimatet (hat).

.

aus „Platz-Buch“
gesprochen von VestAndPage

Gefördert von Fonds Darstellende Künste, aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mit großzügiger Unterstützung durch entrAxis e.V – Verein zur Förderung von Performancekunst, Filmkunst, Konzeptkunst